DE/Ö/FR 2009 R: Shirin Neshat, Da: Pegah Ferydoni, Arita Sharzad, Shabnam Tolouei, Orsi Tóth, Navíd Akhavan, Farhad Payar u.a., 95 min
In WOMEN WITHOUT MEN steht ein Schlüsselereignis in der politischen Historie des Iran im Mittelpunkt: Durch einen von der CIA und dem britischen Geheimdienst unterstützten Staatsstreich wurde 1953 der legitim gewählte Premierminister Mossadegh gestürzt und eine vom Schah favorisierte Regierung eingesetzt. Daraufhin kam es zu erbitterten Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Mossadeghs und der Armee, die mehr als 200 Tote forderten und zahlreiche Verletzte.
Der Film konzentriert sich vor dem Hintergrund dieser Geschehnisse auf vier Frauen: Eine betrogene Ehefrau, eine unglücklich Verliebte, die in den Widerstand der Studenten verwickelt wird, eine Prostituierte, die ihr bisheriges Leben nicht mehr erträgt, und eine Selbstmörderin treffen sich in einem Garten. „Der Garten ist ein Ort des Exils, der Flucht, er ist völlig zeitlos. Fast wie ein Garten Eden – ein Ort von Unschuld und Erkenntnis“ (Neshat). Als Vorlage für ZANAN-E BEDUN-E MARDAN (WOMEN WITHOUT MEN, 2009) diente Neshat der gleichnamige Roman der Schriftstellerin Sharnush Parsipu. In visuell brillanten Bildern gestaltet sie eine Ode an starke Frauen: „Mir war wichtig, dass sie nicht als Opfer dastehen, ich wollte, dass man auch ihren Mut sieht, die Freiheit, die sie sich nehmen“ (Neshat). Schon mit ihrem Debütspielfilm gewann Neshat den Silbernen Löwen für die beste Regie sowie den Preis der UNICEF. „Die Faszination des Films aber entsteht aus der Ruhe, mit der die Regisseurin Gesichts- und Wüstenlandschaften ausleuchtet; mit der sie selbst Straßenschlachten so wunderschön arrangiert, als seien ihre Helden alle Schlafwandler, die auf vorgezeichneten Bahnen ihrer Wege ziehen“ (Wolfgang Höbel, Der Spiegel).
Über Shirin Neshat
Shirin Neshat wurde 1957 im iranischen Qazvin als Tochter einer Familie aus dem gehobenen Mittelstand geboren. Sie genoss eine westlich geprägte Erziehung und besuchte ein katholisches Internat. Fast gleichzeitig mit der Islamischen Revolution ging sie für ein Kunststudium in die USA, wo sie an der University of California ihren Abschluss machte. Nach ihrer vorübergehenden Rückkehr in den Iran Anfang der neunziger Jahre begann mit der Photoserie „Women of Allah“ ihr Aufstieg als Künstlerin, während sie sich in den folgenden Jahren verstärkt der Video- und Filmkunst zuwandte, für die sie etwa bei der Biennale ausgezeichnet wurde. In ihrem Werk setzt sich die in New York lebende Künstlerin vor allem mit der Rolle der Frau im Islam und der Identität von Frauen muslimischen Glaubens im christlichen Ausland auseinander.