Deutschland 2011 R: Ulrike Ottinger, 103 Min. 35mm. OmU
Ideengeber für den im Winter 2010/2011 gedrehten Film war ein Buch aus dem 19. Jahrhundert: Schneeland Symphonie des japanischen Schriftstellers Bokushi Suzuki, ein enzyklopädisches Werk über Leben und Riten in der für ihre langen Winter bekannten Provinz Echigo. Noch im Mai liegt der Schnee hier meterhoch. Ottinger zeigt in ihrem Film, wie es die Menschen trotz harter Lebensbedingungen schaffen, nicht auf Geselligkeit zu verzichten. Sie integrieren den Schnee in alle Aktivitäten des täglichen Lebens. Es gibt sogar ein aus Schnee gebautes Kabuki Theater.
„Bei diesem Stoff ist es so, dass in ihm fast all meine Interessen kulminieren“, kommentierte Ulrike Ottinger: „Östliche Theaterformen wie Kabuki, No oder Bunraku, Musik, atemberaubende Landschaften und besonders die kreativen Menschen, welche unter erschwerten Bedingungen ihren Alltag meistern und sich zusammenfinden, um gesellschaftlich und künstlerisch zu arbeiten.“
Auf den Spuren des Schriftstellers Bokushi Suzuki waten die Kabuki-Darsteller Takeo und Mako durch meterhohen Schnee. Als sie einer schönen Füchsin begegnen, verwandeln sie sich in einen Mann und eine Frau aus der Edo-Zeit und werden Zeugen zahlreicher Zeremonien, die deutlich machen, wie sehr die Provinzbewohner von Echigo einander verbunden sind. Im zweiten Teil verbinden sich die traumhaften Bilder und die Musik Yumiko Tanakas zu einem bewegenden Ganzen – aus dem Off kommentiert von Eva Mattes.
Über Ulrike Ottinger
1942 in Konstanz geboren. Sie begann ihre Karriere als freie Fotografin und Malerin. Ihren ersten Film LAOKOON realisierte sie 1972 und zeichnete, wie auch in fast allen späteren Werken, für Drehbuch, Kamera, Schnitt und Regie verantwortlich. CHINA. DIE KÜNSTE – DER ALLTAG (1985) war ihr erster ethnologischer Dokumentarfilm, der sich mit den Kulturen und Bräuchen asiatischer Völker befasst. Im November 2011 erhielt sie den Hannah-Höch-Preis des Landes Berlin für ihr künstlerisches Gesamtwerk, das neben Filmen auch Theaterinszenierungen, Fotografien, Installationen und Gemälde umfasst. Anlässlich dieser Auszeichnung wird im Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) erstmals in Deutschland ihr malerisches Frühwerk (1963- 1968) ausgestellt.