DE/FR 2010, R: Angela Schanelec, Da: Natacha Régnier, Bruno Todeschini, Mireille Perrier, 84 min OmU (dt. u. frz.)
Wie es der Titel ankündigt, spielt der Film in der großen Abflughalle des Pariser Flughafens Orly. Angela Schanelec greift dort mehrere Personen aus der Menge heraus: zwei Exilfranzosen, die sich zufällig kennen lernen, eine Mutter mit ihrem Sohn, ein junges Paar auf dem Weg zu einer ersten großen Reise und eine Frau, die ihren Mann vor Kurzem verlassen hat und nun einen Brief von ihm liest. Viermal geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, wobei über allen Geschichten eine Atmosphäre von Abschied, Sehnsucht, Flüchtigkeit und Vergänglichkeit liegt.
Besonders am Film ist, dass tatsächlich komplett auf dem Flughafen Orly gedreht wurde und die französischen und deutschen Schauspieler sich fast gänzlich inmitten realer Fluggäste bewegen. Das gibt diesem Zwischenreich des Warten-Müssens, dem Stillstand inmitten des Lebensflusses, welcher gleichwohl von Hoffnung erfüllt ist, einen zusätzlichen Realitätsgehalt. Da die Figuren überdies nicht in ein dramaturgisches Korsett gepresst werden, ist ORLY auch ein Film von großer Offenheit – bei gleichzeitig strengem Formbewusstsein.

Über Angela Schanelec
Angela Schanelec, geboren 1962, ist gelernte Schauspielerin. Seit 1993 hat sie sieben lange Spielfilme als Regisseurin gedreht, darunter Das Glück meiner Schwester (1996), Plätze in Städten (1999), Mein langsames Leben (2001) und Marseille (2004), mit welchen sie ihr Renommee als eine der künstlerisch profiliertesten deutschen Filmemacherinnen begründete.