SOPHIE SCHOLL – DIE LETZTEN TAGE (D 2004/2005)
Veranstaltung vom 16. Oktober 2005
Marc Rothemund im Gespräch mit Rainer Gansera
Veranstaltung vom 16. Oktober 2005
Marc Rothemund im Gespräch mit Rainer Gansera
Frühjahr 1943. Die Schlacht um Stalingrad ist entschieden, und in München überziehen die Mitglieder der Weißen Rose die Stadt mit immer neuen Anti-Hitler-Aktionen und -Parolen. Als Sophie und Hans Scholl in der Aula der Münchner Universität Flugblätter verteilen, werden sie beobachtet und kurz darauf verhaftet.
Aus der Perspektive Sophie Scholls schildert der Film die nun folgenden Verhöre, den Prozess und die Verurteilung. Sophie gibt sich anfangs ahnungslos. Sie kämpft um ihre Freiheit und die ihres Bruders. Sie ahnt, dass sie die Todesstrafe erwartet, und stellt sich doch schützend vor ihren Bruder und die anderen Widerstandskämpfer. Der Gestapo-Mann Mohr beginnt Sophie zu bewundern. Er würde ihr helfen, wenn sie sich als Mitläuferin darstellen würde. Doch sie steht zu ihrer Überzeugung und konfrontiert Mohr mit seiner unreflektierten Meinung zu Recht und Gerechtigkeit.
Der Chef des „Volksgerichtshofes“ Roland Freisler wird von Berlin nach München geschickt, um einen Schauprozess gegen die Studenten zu führen, bei dem das Todesurteil schon vorher feststeht. In einer allen juristischen Regeln Hohn sprechenden Verhandlung werden Sophie und ihr Bruder zum Tode verurteilt. Gegen den wutschnaubenden Freisler schlägt sie sich großartig und gewinnt durch ihre unbeeindruckte Haltung sogar die Zustimmung der männlichen nationalsozialistischen Zuschauer.
Direkt nach dem Urteil werden die Geschwister zur Hinrichtung nach Stadelheim geführt. Sophie und Hans Scholl können sich noch von ihren Eltern verabschieden. Dann teilen sie sich ihre letzte Zigarette. Mit ihrem Widerwort gegen Freisler behielt Sophie Scholl Recht: „Heute hängt ihr uns, und morgen werdet ihr es sein, deren Köpfe rollen!“
Quelle: 55. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)
Über Marc Rothemund
Marc Rothemund, geboren am 26. August 1968, arbeitete als Regieassistent unter anderen mit Helmut Dietl, Dominik Graf und Gérard Corbiau. 1997 begann seine Zusammenarbeit mit dem Drehbuchautor Fred Breinersdorfer bei zwei Folgen der Fernsehkrimireihe „Anwalt Abel“. Für sein Regiedebüt „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer Großstädter zur Paarungszeit“ erhielt Rothemund 1998 mit den Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsregisseur. Sein zweiter Kinofilm, die Pubertätskomödie „Harte Jungs“, gehörte 1999 mit 1,7 Millionen Zuschauern zu den erfolgreichsten deutschen Produktionen des Jahres.
Ein Frauenschicksal thematisierte Rothemund 2004 mit seinem Kinofilm „Sophie Scholl – Die letzten Tage“. Das kammerspielartige Drama über die Inhaftierung, Verurteilung und Hinrichtung der Widerstandskämpferin Sophie Scholl wurde mit zahlreichen deutschen und internationalen Preisen geehrt. Auf der Berlinale 2004 erhielt die Scholl-Darstellerin Julia Jentsch den Silbernen Bären als „Beste Darstellerin“.